Vor einiger Zeit habe ich einmal einen
"Psychotest" im Internet gemacht. Es galt, mehr über das
eigene innere Kind herauszufinden. Ich habe damals erfahren: Mein
inneres Kind ist zehn Jahre alt und will unbedingt ein Pony. Schön,
es endlich schriftlich zu haben! Ich heiße Nel Blu, und ich bin
süchtig. Es ist eine kostspielige Sucht. Allerdings wenn ich
umrechne, wie viele Pferde sich manche andere in Form von Kokain
durch die Nase jagen, komme ich noch vergleichsweise gut weg.
Wie heißt es so schön?
Ein Pferd ohne Reiter ist immer noch
ein Pferd,
ein Reiter ohne Pferd ist nur ein
Mensch.
Alle, die meine Sucht teilen, wissen,
was es heißt, über längere Zeit "nur ein Mensch" sein zu
müssen. Der Entzug ist knallhart. Ein Dasein ohne samtige
Schnobernasen, ohne das Ohrenspiel, ohne das stumme Zwiegespräch auf
einsamen Waldwegen? Undenkbar.
Kurz bevor ich ohne Zugang zu Rössern
völlig durchdrehte, habe ich mich entschlossen, mir ein Stück
Kindheit zurückzuholen und zwei Wochen auf dem Hof gebucht, der für
mich quasi schon immer "der" Reiterhof war. Es ist immer
ein besonderes Heimkommen.
Wenn man schon die Eltern, Großeltern,
gar die Urgroßmutter des Pferdes gekannt hat, das man sattelt, kommt
einem das Tier schon beinahe wie ein lieber Verwandter vor. Man
findet die lieben Alten, die die Kindheit begleitet haben und schon
lange über die Regenbogenbrücke gegangen sind, in den Jungen
wieder. Sie sind im Blick, im Gefühl am Zügel, im Drehen eines Ohrs
oder einer liebenswerten Schrulle, deren Herkunft man eindeutig
zuordnen kann.
Einige Grüße habe ich in letzter Zeit
Richtung Pferdehimmel geschickt, meist zusammen mit einem Lächeln:
"Weißt du noch?"
Ich weiß noch.