Sonntag, 2. September 2012

Bulwer-Lytton-Gedächtnisbeitrag

't was a dark and stormy night …
as clichéd as they come
- but what a moon, what a sight!


Man möge mir verzeihen, dass ich jetzt auch in „fremden Zungen“ dichte. Da es mir ja bisweilen schon gelingt, meine Mitmenschen schon in Deutsch mit einem gut gezielten Reim in die Flucht zu schlagen. Aber mir war gerade so viktorianisch zumute. Liegt vermutlich am Mond. 

Edward Bulwer-Lytton ist der Urheber dieses Klassikers unter den ersten Sätzen blumigster Literatur. Seinen „Paul Clifford“ beginnt der Baron mit: 
Es war eine dunkle, stürmische Nacht, der Regen fiel in Strömen und ließ nur dann von Zeit zu Zeit nach, wenn er von einem heftigen Windstoß unterbrochen wurde, der durch die Straßen heulte [...]
Aber was sage ich – „begann“? Einfach anzufangen, das wäre ja höchst unviktorianisch und geht ja mal gar nicht. Also: Nach etlichen Vorwörtern und Erläuterungen steigt Bulwer-Lytton mit der legendären dark and stormy night in sein erstes Kapitel ein. 

Als ob an hellen, sonnigen Tagen grundsätzlich nichts geschieht, haben mit einer dunklen, stürmischen Nacht zahlreiche Dichter und Denker ihre Geschichten eröffnet. Und noch mehr sind an der Zahl, deren Werke man weder als Dichtung noch als Denkung bezeichnen möchte. 

Einer, der damit davonkommt, weil er der klassischen Bulwer-Lytton-Eröffnung seine ureigene Note gibt, ist Terry Pratchett in Mummenschanz:
Wind heulte. Gewitter prasselte und krachte über den Bergen. Blitze tasteten über die Gipfel wie ein alter Mann, der versuchte, einen widerspenstigen Brombeerkern aus seinem Gebiss zu entfernen.
Man sagt aber, das Wetter soll bald besser werden.