Sonntag, 6. September 2015

Raus aus der schweigenden Mehrheit

Man hat mich aus meiner Komfortzone genötigt. Der letzte Leserbriefschreiber, der "kein Rassist ist, aber ..." und sich anmaßte, für die schweigende Mehrheit zu sprechen, machte mir klar: Es ist an der Zeit, sich aus dieser schweigenden Mehrheit zu lösen. Auch wenn mein Schweigen alles andere als Zustimmung zu den gängigen Pegida-Parolen bedeutete - ganz im Ernst, ich sehe den Sinn nicht, gegen Betonmeinungen anzudiskutieren, das ist alles. 

Wenn noch wenigstens die Offenheit für eine sachliche Auseinandersetzung da wäre, aber es geht ja nur darum, sich über die "linken Gutmenschen" zu erheben, die "den Untergang des Abendlands vorantreiben".
"Ah, sagte Herr Nadel. "Ja. Ich erinnere mich. Ihr seid besorgte Bürger." Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer sie sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache, in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinausliefen.
(Terry Pratchett, "Die volle Wahrheit")
Ja, man muss sich Sorgen machen. Ja, es ist schwierig. Und ja, die Politiker haben gepennt bzw. führen sich grade gegenseitig in Brüssel am Nasenring durch die Manege. 

Zwar habe ich es durchaus gelernt, mich artizukulieren, und normalerweise bewege ich mich sprachlich auch in einem anderen Bereich. Trotzdem möchte ich mich an dieser Stelle bei der Aktion Arschloch bedanken dafür, dass der erste Schritt heraus aus dem Schweigen so einfach war.

Im Ernst: Löst ein abgebranntes Flüchtlingsheim irgendein Problem? Eher im Gegenteil. Ressourcen werden gebunden, die an anderer Stelle dringend gebraucht würden, und an einer ohnehin schon aufgeheizten Stimmung wird noch munter herumgezündelt, und wenn alles in die Luft geht, natürlich mit dem Finger auf die Flüchtlinge gezeigt. Die haben einen schließlich zu diesem Terrorismus genötigt.

Da wird man doch mal aus tiefster Seele "Arschloch!" sagen dürfen.

Samstag, 15. August 2015

Heranwachsend

Mit sechs Jahren, so nimmt man jedenfalls an, hat man ein ausgewachsenes Pferd. "Der Bub ist ja schon groß." Selbst wenn man in Betracht zieht, dass Pferde nicht vor fünfeinhalb bzw. sechs Jahren körperlich erwachsen sind.[1]

Lusitanos haben jedoch in diesem Alter ihre Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen, bei ihnen rechnet man damit, dass sie mit acht Jahren fertig entwickelt sind. Also hatte ich schon erwartet, dass sich Bonito noch ein wenig "umbaut". Im Winter war dies besonders auffällig. Vorher eher noch ein "Schlaks", legte er deutlich an Statur zu. (vgl. auch das Bild vom Februar)

Obwohl er ein sehr waches und lernbegeistertes Pferd ist, durfte ich ihn in dieser Phase geistig nicht sehr fordern. Also habe in in dieser Zeit mit ihm viel am Boden gemacht, hauptsächlich Roundpen-Arbeit, dadurch konnte er seinen "neuen" Körper ausbalancieren lernen.

Ab dem späten Frühjahr begann ich damit, in unsere Ausritte immer wieder ein paar Dressurelemente einzubauen, um die Muskulatur auch an die richtigen Stellen zu bekommen. Dank den Trainingshilfen von Copine, die dankenswerterweise den Bub "fernbetreut", entwickelt sich alles in die richtige Richtung. 



Theoretisch wusste ich es schon, doch praktisch ist es eine Freude zu sehen, wenn sich die akribische Grundausbildung und viele Schrittarbeit so auszahlt, dass man das ein oder andere Element der weiteren Ausbildung dadurch geschenkt bekommt, ohne viel dafür zu tun.

Mein Fernziel, in etwa fünf oder sieben Jahren Hubertus Schmidts Grönemeyer-Kür nachreiten zu können, steht noch. Der starke Schritt ist fast soweit, und für eine gelungene Piaffe muss man nur geschickt am Rand der Arena ein Minishetty platzieren.[2] 

[1] Studie von Dr. Deb Bennett, Ph. D. zur Ausbildung junger Pferde im Zusammenhang mit ihrem Skelettwachstum
[2] Dies ist natürlich kein von der FN zugelassenes offizielles Hilfsmittel im Viereck. ;)
 

Sonntag, 29. März 2015

Was ist mit der Gesellschaft los?


Versuch einer Antwort auf „Ein Update zu Flug 4U9525



Liebes Copinchen,

diesen Beitrag hatte ich ursprünglich als Kommentar zu deinem Blogeintrag angefangen, stellte aber fest, dass ich mich dafür nicht kurz genug fassen kann.

Früher wollte ich einmal unbedingt Journalistin werden. Musste aber einsehen, dass ich für diese Branche nicht abgebrüht genug bin. Dass ich die Chance bekam, als Öffentlichkeitsarbeiterin im medizinisch-wissenschaftlichen Bereich zu arbeiten, fand ich einen guten Kompromiss und dachte, hier gäbe es gewissermaßen einen „geschützten Raum“, in dem man nicht einfach heillos ausgeliefert ist. War es doch eine Fachrichtung, in der es häufig um Leben und Tod geht.

Als ich zum Schutz eines sterbenskranken Patienten einmal bestimmte Aufnahmen abgelehnt habe, bekam ich vom Journalisten gesagt: "Aber unsere Zuschauer wollen das sehen."

Erstens: Glaube ich nicht. Denn ich bin auch Zuschauerin, und selbst wenn ich in der Minderheit bin: Ich will nicht alles sehen. Denn es gibt Bilder, die bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf, weil das damit verbundene Ereignis so grauenhaft ist, dass mich allein das Mitfühlen mit den Betroffenen verfolgt und überfordert.

Zweitens: Selbst wenn es Zuschauer gibt, die das sehen wollen – vielleicht auch nur, weil dies ihre Art ist, mit einer Katastrophe umzugehen … dadurch wird ein Mensch jedoch nicht automatisch zur Person des öffentlichen Lebens. Selbst wenn die unbändige Wut einen Teil von Trauer ausmacht, und man zu wissen meint, gegen wen man sie richten kann. Ein anderer Teil vom Umgang mit Trauer und Schock ist das Stöbern nach Informationen, um etwas, irgendetwas aufzutun, was das Unbegreifliche fassbarer macht.

Am schlimmsten ist für mich, dass die sogenannte „Schwarmintelligenz“ sich auf die jüngsten Gerüchte stürzt (möglichst als Quelle die Bildzeitung nennend), ohne abzuwarten, ob dies auch offizieller Bestätigung standhält. Und dass aus den Fakten voreilige Schlüsse gezogen werden. Dies wiederum hat zur Folge, dass einige Journalisten meinen, der Zweck der Nachfrage heilige die Mittel, ein entsprechendes Angebot zur Verfügung zu stellen.

Im Beitrag „Berichterstattung zu Flug 4U9525 - Zwischen Journalismus und Sensationslust“ schreibt Bastian Ewald: 

„ […] Hysterie und wütende Spekulation sind in diesem Moment die wohl schlechteste Option: Sie zeugen vielmehr von der Unfähigkeit, echtes Mitleid und Empathie zu formulieren.
Aber unter zahlreichen Reaktionen im Netz findet sich so etwas, wie ein gemeinschaftliches Mitgefühl - und das verständliche Bedürfnis nach Aufklärung und Einordnung des Geschehenen. Und genau das sollte Berichterstattung bedienen.
Grenzen muss es geben, richtig. Tabus nicht. Dazu müssen auch Journalisten immer wieder ihre Arbeit hinterfragen: Was müssen wir erfahren?
[…]
Wir alle müssen diese Grenze dort ziehen, wo Betroffene empfindlich in ihrer Privatsphäre verletzt, in Angst und Schmerz der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ignorieren sollten wir deren Schicksale und Emotionen jedoch nicht, denn das zeichnet (Mit-)Menschlichkeit aus. [...]“


Insofern finde ich es einen guten Schritt von Germanwings, die Angehörigen (alle! Angehörigen) vor Anfragen der Presse zu schützen und das öffentliche Interesse über die Pressestellen zu filtern und kanalisieren.

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Auch wenn das dem „Schwarm“ nicht schmeckt. Dies war nicht der Hintergrund, vor dem „Je suis Charlie“ für die Pressefreiheit aufgestanden ist.

Die Öffentlichkeitsarbeit habe ich übrigens kurz nach der eingangs erwähnten Szene aufgegeben. Anscheinend bin ich nicht einmal dafür abgebrüht genug. Mir scheint fast, als Einsiedlerin, die auf eine Öffentlichkeit weitgehend ganz verzichtet, bin ich am besten aufgehoben.

Ich würde in meiner Einsiedelei auch Gästebetten zur Verfügung stellen für Mitmenschen, die mal eine Pause von „der Gesellschaft“ brauchen.

Mit ganz herzlichen Grüßen

Deine Nel

Mittwoch, 4. Februar 2015

Weißer Adler auf weißem Grund

Schnee steht dem Schimmel gut, stellte Copine gerade fest. Also lass ich mal ein paar Wintergrüße von und mit Bonito da.

Mein hübsches Model:


Mal romantisch ...
... mal mehr dynamisch.



Samstag, 10. Januar 2015

Geladen und entsichert


Ich habe einen Stift, und ich werde nicht zögern, ihn zu benutzen.

JE SUIS CHARLIE.