Mittwoch, 19. Oktober 2011

Erst schießen – dann denken?

Manchmal passiert es mir, dass ich ein Bild mache, ohne lang darüber nachzudenken. Dann fällt mir auf, dass es vielleicht ein besseres Bild ergäbe, wenn ich mir doch ein paar Gedanken mache: die Automatik ausschalten, vielleicht die Belichtungszeit etwas verändern oder doch ein anderer Winkel? Ein anderer Bildausschnitt? Mit Blitz, ohne Blitz?

Es lebe das digitale Zeitalter, Nullen und Einsen sind geduldig und billig ... So entstehen aus diesen Experimenten ganze Bildreihen. Natürlich ist viel Ausschuss dabei.

Hier bin ich aber froh, dass ich mir nachträglich noch Gedanken gemacht habe. Dass ich am Ende des "Shootings" im Herbstwald auf dem Bauch lag und von Spaziergängern in aller Ausführlichkeit kommentiert wurde, tut mir nicht im Geringsten leid. ;-)

Das hier war der Schnellschuss:



Zum Vergleich ein Bild aus der Reihe mit längerer Belichtungszeit (damit das Wasser weniger "eingefroren" aussieht) und mit anderem Bildausschnitt:


Leider scheint es, als wäre die Zeit für ausgedehnte Spaziergänge mit Kamerabegleitung fürs erste vorbei. Über Nacht hat sich kam der Regen, fand es hier schön und blieb. Der Schwarzwald-Buntwald ist so pitschenass, dass ich mich wohl nicht mehr für ein Bild auf den Boden legen werde.

Dem goldenen Oktober sage ich hiermit "Tschüs" und leihe mir dafür ein Gedicht von Heinrich Seidel[1]: 

Regentag im Herbst 

Still vom grauen Himmelsgrunde
Sprüht der sanfte Regenstaub –
Trüber Tag und trübe Stunde –
Thränen weint das rothe Laub;
Vom Kastanienbaum ohn' Ende
Schweben still die welken Hände.


Trübe Herbstesregentage:
Gerne wandr' ich dann allein,
Was ich tief im Herzen trage,
Leuchtet mir in hellem Schein;
In die grauen Nebelräume
Spinn' ich meine goldnen Träume.


Und so träum' ich still im Wachen,
Bis der Abend niedersinkt,
Und in all den Regenlachen
Sanft und roth sein Abglanz blinkt.
In der Nähe, in den Weiten:
Rosenschimmer bessrer Zeiten!
 

[1] Ich bin fündig geworden beim Projekt Gutenberg. Vielleicht nutzt ihr über den Winter auch einmal die Gelegenheit, dort durch die Klassiker zu stöbern ...



4 Kommentare:

  1. Ich habe gern klare Konturen. Also den Schnellschuss. :-)

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  2. Das ist halt Geschmackssache. Ich habe gern, wenn fließendes Wasser auf Fotos nicht still steht. :-)

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  3. Jaaa, ich kenne dieses Dilemma in das uns unsere vielen Möglichkeiten bringen!
    Wenn ich nachher am PC anfange mir die Ausbeute im PhotoShop anzusehen, bin ich dann oft endgültig überfordert. Ein Filter, eine Maske, vielleicht ein paar Tropfen wegstempeln... Nachschärfen... zeitaufwendig und immer wieder trotzdem nicht mit dem Ergebnis das man sich vorgestellt hatte.

    Seit ich am PC herumexperimentiere, habe ich ein bisserl verlernt mich mit den Einstellungen der Kamera auseinanderzusetzen. Sollte ich mal wieder machen!

    Geht übrigens auch super mit Schneefotos... *g*
    LG, Klarissa

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  4. Ich bin da aus meiner Zeit in der Druckvorstufe noch ein bisschen geschädigt. Mein Kollege Fotograf hat mir stapelweise Bilder gebracht mit dem Kommentar: "Die Belichtung stimmt nicht, aber das kannst du ja in Photoshop regeln." - "So viel Zeit hab ich mir nicht genommen, du überarbeitest das ja, gell?"

    Da ich nicht beruflich fotografiere und es daher egal ist, wie lange ich dafür brauche, nehme ich mir die Zeit lieber bei der Aufnahme. Es ist für mich die "schöner" erlebte Zeit, der Beruf hält mich so oder so am PC.

    Hach ja, Schnee, da sagst du was ... *g*

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