Hin und wieder kommt es vor, dass
althergebrachte Formen der Mitarbeiterführung nicht mehr greifen. So
geschah es, dass Nel-Chef (also ich) mit Entsetzen feststellen
musste, dass Nel-Schreibkraft (ebenfalls ich) die Arbeit an Kapitel
15 beinahe verweigerte. Schlimmer noch: Auf die übliche Motivation
per Tritt in den Hintern reagierte Nel-Schreibkraft mit einer
Bemerkung, die hier entschärft wiedergegeben werden soll mit: "Du
kannst mich mal." Und ich kann in dieser Haltung sehr stur sein.
Esel machen ja viel mit, aber wenn sie
dann genug haben, haben sie gründlich genug. Den Tritt in den
Hintern nehmen sie dann noch hin, aber darauf reagieren? Im Leben
nicht. Nel-Chef griff also in die pädagogische Trickkiste und suchte
nach Mitteln der positiven Verstärkung. Nur was verstärken? Die
Mitarbeiterin für ihre Sturheit im Amt auch noch zu loben, das
könnte nach hinten losgehen. Und auf ein "Tschakka-du-schaffst-es"
war aus Mitarbeiter-Sicht ein Stinkefinger die einzig logische
Antwort.
Aber es gibt da dieses berühmte Bild
von der Karotte, die man an einer Schnur dem Esel vor die Nase hält.
Es schien mir eine brauchbare Strategie zu sein, wieder in die Hufe
zu kommen. Nur dass in meinem Fall die Schnur die Karotte ist.
Sozusagen. Ganz präzise ist die Schnur-Karotte nämlich ein Garn.
Manche werden sich daran erinnern, dass
ich in letzter Zeit das Stricken wiederentdeckt habe. Dem Kissenbezug habe ich noch zwei Paar Socken nachgelegt, und ich genieße es sehr,
abends ein wenig über den klappernden Nadeln zu meditieren. Nachdem
ich ja immer noch von meinem irischen Seemannspullover träume, bin
ich schon seit Monaten virtuell um "meinen" echten
Aran-Tweed herumgeschlichen. Direkt aus Irland, 100 Prozent von irischen Schafen. Aber solch eine Extravaganz wollte ich mir
nicht leisten, mal nicht ohne Anlass.
Der Anlass kam. "Sonderangebot,
nur im Februar." Und in meiner favorisierten Farbe, "Hafer"
– dunkelbeigegrau mit dunklen und blauen Sprenkeln, waren sogar
noch genügend Stränge für einen Pullover in meiner Größe
verfügbar.
Aber da war ja noch das Ding mit der
Karotte und dem Esel. "Erst Kapitel 15, dann darfst du anfangen
zu stricken."
Man glaubt gar nicht, was so ein
bisschen Selbstbestechung alles ausrichten kann und wie schnell sich
Kapitel 15 wie von selbst erledigte.
Huch? Das klappt? Erst schreiben, dann stricken?
AntwortenLöschenWunderbar! Ich bin beeindruckt. Trotzdem glaube ich, dass dich ein klein wenig die praktische Vernunft beflügelt hat, denn echte, irische Schafe im Juli bei 30° zu verschränken, das wäre dann doch nicht ganz das Passende zu dem, was man gemeinhin als Belohnung versteht. ;-)
Ja, das klappt. Wenn man das Muster hat, die Traumwolle und dann loslegen will, wenn man fiepend in den Startlöchern steht und mit den Eselshüfchen scharrt ...
AntwortenLöschen... mal abgesehen davon, dass inzwischen ZWEI Beta-Leserinnen mir im Nacken sitzen ...
... dann geht plötzlich was. *grins*
Aber du hast recht. Es war auch ein bisschen Vernunft bei. ;-)
Beta 2 wartet schon mindestens genauso hüfchenscharrend auf Kapitels 16 - 30. Aber das weisst du. ;-)
AntwortenLöschenFür mich wäre stricken ja eher eine Strafe. Also im Sinne von: "Mach jetzt gefällig hinne - or else..." (Davon mal ganz abgesehen wäre die schöne Edelwolle bei mir sowieso eher Perlen vor die handarbeitlich minderbemittelten Säue.)
Jaja, ich weiß! ;-) 16 und 17 sollten diese Woche auf jeden Fall den Weg zu dir finden.
AntwortenLöschenUnd diese Wolle zu verstricken wäre für deine Gräten nix, so ganz unabhängog von jeder Begabung. Ich bin jetzt in der Mitte vom Rückenteil und kann dir sagen: Das Gewicht auf der Hand ersetzt dir glatt den Kraftraum. ;-)
*hüstel* ich stricke nicht.
AntwortenLöschenMir sitzen zwar keine ungeduldigen Betaleser im Nacken - aber der einfach nicht kleiner werdende Bügelwäscheberg genau hinter mir und meinem PC.... Diese Idee mit der Karotte gefällt mir.
LG, Klarissa
Klarissa, wenn der Berg genau hinter dir liegt, brauchst du ihn wenigstens nicht die ganze Zeit anzuschauen. :-) Ist eine sehr gute Idee. *find*
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