Als ich im Frühjahr aus dem
Winterschlaf auftauchte und mich wieder ins Leben und den Alltag
begab, erwachte auch wieder der Wunsch zu reiten. Mein Optimismus,
wieder eine Möglichkeit zu finden, mich in den Sattel zu schwingen,
hielt nicht lange vor. Der Markt der Reitbeteiligungen ist hart
umkämpft, die hiesige Szene – hmja – überschaubar.
Da kam eine Eingebung des Wegs, ein
Zufall hinterher, eine geöffnete Tür hier, eine kleine Fügung
dort. Vielleicht auch eine günstige Sternenkonstellation, wer weiß
das schon. Ich verbrachte viel Zeit damit, nachzudenken, zu rechnen,
Bestand aufzunehmen – manch einer in meinem Umfeld fürchtete
schon, die neuen Medikamente hätten mich abermals betäubt. Doch es
war nur eine größere Machbarkeitsstudie.
Die Studie brachte mich zu dem Fazit:
Allem zum Trotz (Grüße von hier aus an Copine) würde ich es wagen, ein eigenes Pferd zu kaufen. Der Wunsch war
ja auch erst vierzig Jahre alt. ;-) Das war Schritt Nummer eins.
Der zweite Schritt, das „Outing“,
war beinahe noch schwieriger als der Entschluss an sich. Denn das
Herz über die Entscheidungshürde zu werfen – und das laut zu
sagen – bedeutete ja, dass ich nunmehr konkret hinterherspringen
musste. Vor allem, da mir auch noch ein Platz in einer
Offenstall-Gruppe zulief.
Ganz im Gegensatz zu meinen
Befürchtungen sahen die meisten, denen ich meinen Plan gestand, den
Pferdekauf nicht als hirnloses Abenteuer. Viele dieser ausgesprochen
erfahrenen Pferdemenschen (die Familie, mein ehemaliges Mit-Ponymädel
von vor vielen hundert Jahren, meine Ponybesitzerin und nicht zuletzt
die kampferprobten Zossengörls) waren bereit, auch noch die
hundertste Frage zu beantworten, den hundertundersten Zweifel zu
diskutieren, und keiner geizte mit gutem Rat. Hatte ich doch nur
Vorstellungen von Alter, Größe und Eignung und brachte alle zur
Verzweiflung mit „Farbe egal“, „Rasse leg ich mich erst gar
nicht fest“, „ich hab ein ungefähres Budget“.
Einen der Tipps hörte ich öfter:
„Lass das Herz sprechen.“ Beziehungsweise: Achte auch darauf, wie
ein Pferd dir begegnet. Gibt es eine spontane Sympathie? Die kann am
Ende nämlich wichtiger sein als perfekte Papiere oder die
festgelegte Stockmaß-Grenze.
Derart gut betreut und gut begleitet –
und zu diesem und jenem auch dezent hingeschubst, landete ich auf der
Ferme Rando bei Tanja und Stefan. Dort begegnete mein Herz
einem jungen Lusitano-Wallach. Als ich vor ihm stand, ahnte ich, als
ich aufgesessen war, hoffte ich, nach dem Proberitt war das Gefühl
da: Ja! Und dieses Mal durfte ich das Pferd auch tatsächlich haben,
das im Herzen meines war.
Alle Hungerburger Pferdefreunde werden jetzt wahrscheinlich über meine Wahl grinsen: Ein Schimmel, nicht
zu groß, Sommersprossen, lange Ohren, und der Name fängt mit B an.
Herzlich willkommen in meinem Leben, Bonito! |
Danke für den lieben Gruss! :-) Gib zu, du warst es nur leid, dir noch mehr Reitbeteiligungs-Annoncen anzuschauen. *g*
AntwortenLöschenSchöner Blogeintrag, habe ich gerne gelesen.
Viel Spaß mit dem schönen Bonito und auf dass noch weitere Geschichten mit ihm folgen!
LG Copine
Bitte gern geschehen - ja, Reitbeteiligungs-Annoncen haben ihren ganz eigenen Reiz.
AntwortenLöschenDie Geschichte hinter diesem Eintrag kennst du ja im Detail. ;-)
Also, wenn deine Leute um dich herum nicht sonderlich überrascht waren, als sie von deinem Plan hörten, dann ist das ein Zeichen, dass das eigene Pferd längst zu dir gehörte - nur du wusstest es wahrscheinlich noch nicht. ;-)
AntwortenLöschenJetzt seid ihr zusammen. Viel Glück und Freude euch beiden. Auf dick und dünn. Alemannin und Lusitaner. Hochkant und längskant. Weiblich und männlich. Chefin und ... Boss. Na, das KANN doch nur gutgehen.