Der kleine Lusitano war komplett
unvorbereitet auf das, was ihn in seiner neuen Wohngemeinschaft
erwartete. Als einziger Schimmel und einziger Großer unter lauter
isländischen Wikingern. Wie Ramon Martinez Congaz in Flake[1]. Er
trägt es jedoch mit Fassung. Die Isländer auch. Schließlich ist
das nicht das erste Jungpferd, das die Herdenchefin sich zu einem
brauchbaren Herdenmitglied heranziehen muss.
Es ging alles viel leichter, als
erwartet.
Ganze 20 Minuten dauerte es nur, bis
die Herde das wahrscheinlich freundlichste Pferd der Welt aufgenommen
hatte. Der alte Wallach stänkerte zwar ein wenig rum, Bonito ging
stiften und versteckte sich hinterm Stallbesitzer. Die Herdenchefin
maßregelte … den alten Wallach, was denn das für ne Begrüßung
sei, schließlich sei der Neue ja nett und höflich gewesen. Und bald
darauf ging die Herde in neuer Konstellation und in Ruhe grasen.
- „Der springt aber nicht über den
Zaun, oder?“
- Nein, er ist kein Springpferd, und
wieso sollte er von der Herde weggehen? Er fühlt sich doch wohl
dort.
- „Der ist so groß und so jung, wenn
der mein armes zartes Stütchen besteigt ...“
Das arme zarte Stütchen ist kompakt
und fast so breit wie hoch und belästigt eher den jungen hübschen
Wallach als umgekehrt.
- „Was schreit da grade?“
- Nun … die Herdenchefin gegen den
alten Wallach, weil wegen irgendwas. Bonito stand nur interessiert
daneben.
Die Herdenchefin erklärte sich im
Folgenden zu Bonitos persönlicher Babysitterin, und eine neue beste
Freundin hat er auch: Die blonde Füchsin achtete in den ersten Tagen
stets darauf, zwischen Bonito und dem alten Wallach zu stehen und
eventuelle Pseudo-Macho-Aktionen seitens des Seniors zu unterbinden.
Es hat wirklich etwas für sich, wenn
Pferde im Herdenverband aufwachsen. Den meisten, die so sozialisiert
wurden, ist klar, wie sie sich einer Herde nähern müssen und passen
ihr Benehmen dem an. Gibt es über die Zeit wenig Änderungen in der
Struktur der Herde, wird man kaum Probleme mit der Integration haben.
Die großen Weiden und die stabile Herde – Erfahrung mit
Herdenmitgliedern nichtisländischer Herkunft vorhanden – waren die
beiden wichtigsten Gründe, mich für diesen Stall zu entscheiden,
obwohl der Bub nun mal völlig aus der Art schlägt.
Aussicht auf Kühe: ein zukünftiges Hirtenpferd? |
Der Fanclub für Bonito wuchs jeden
Tag, trotzdem holte ich mir regelmäßig Rückmeldung von den
Stallbesitzern. Benahm sich der Bub auch, wenn ich nicht gerade
hinsah? (Ja, das ist fast wie Kinder in die Kita zu geben … ;-) )
Schließlich bin ich mit Lusitanos noch unerfahren, aber Fachleute
und Lusitanobesitzer in meinem Bekanntenkreis hatten mir vom
ausgesprochen guten Charakter und der Menschenbezogenheit
vorgeschwärmt. Ich war erleichtert, dies nun bestätigt zu bekommen:
Ja, er benimmt sich. „Der ist der bravste von allen, ein richtiges
Bärli.“
Inzwischen hat er sogar mit dem alten
Wallach Freundschaft geschlossen, ich habe schon mehrfach beobachtet,
wie die Jungs einträchtig nebeneinander standen.
Nur wenn Bonito mit Kühen konfrontiert
wird, dann guckt und schnauft er ein bisschen iberisch. Sind das die
Stierkampf- und Hirtengene? Das werden wir wohl dann erst wissen,
wenn er sich beim Rinder-Umtreiben als Hilfskraft anbietet.
Dein Beaunito ist wirklich ein Schatz. :-)
AntwortenLöschenFreue mich immer, von ihm zu lesen.
LG Copine
Halb Beau, halb Bärli. :-)
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