Montag, 26. März 2012

Pastellzeit


Der Mensch vergisst die Sorgen aus dem Geiste,
Der Frühling aber blüht, und prächtig ist das meiste,
Das grüne Feld ist herrlich ausgebreitet,
Da glänzend schön der Bach hinuntergleitet.

Die Berge stehn bedecket mit den Bäumen,
Und herrlich ist die Luft in offnen Räumen,
Das weite Tal ist in der Welt gedehnet
Und Turm und Haus an Hügeln angelehnet.
(Friedrich Hölderlin: Der Frühling)


Bald schon werden die Tage vorbei sein, in der das Frühjahr seine zarten Akzente in die Natur setzt. In Wald und Garten ist es ein Hauch von Grün, die ersten Zitronenfalter sorgen für gelbe Tupfen, und die ersten Bäume blühen – zu Ostern wird es richtig bunt sein, wenn die Großwetterlage hält. 

Wenn ich zum Malen mehr Talent hätte, würde ich diese Jahreszeit mit Pinsel und Aquarellfarben festhalten. So muss die Kamera genügen.

Freitag, 16. März 2012

Sauertopfbrot?

Inzwischen hatte ich schon ein paar Anfragen zu diesem Thema, und auch über Suchanfragen "Sauerteig" und "Topfbrot" wurden einige Menschen zu meinem Beitrag zum Brot gelotst. Dort wird allerdings nicht beantwortet, was die Suchenden wissen wollten: 

Gibt es ein Topfbrot-Rezept für Sauerteig? 
 
Bevor ich noch öfter "Weiß nicht" sagen muss, habe ich also den Sauerteig zur Abwechslung mal im Topf verbacken. Es ist ganz ordentlich gelungen. Im Folgenden notiere ich, wie ich mein Sauerteig-Topfbrot gebacken habe – in der sogenannten "DiDiVo"-Zusammensetzung [1]. Sauerteig-Experten mögen jetzt womöglich im Dreieck springen, aber so hat es bei mir funktioniert und (für mich wichtig) ist wenig aufwändig. Nennen wir es also lieber "Versuchsprotokoll" statt " Rezept".

Vorteig:
50 g Sauerteig-Anstellgut [2]
150 g Mehl (bei mir 100 g Dinkel, 50 g Dinkelvollkorn)
150 ml lauwarmes Wasser

Für den Vorteig alle Zutaten verrühren, den Vorteig mindestens 4 bis 6 Stunden bei Zimmertemperatur (ca. 22 Grad) reifen lassen.

Hauptteig:
300 g Mehl (bei mir 200 g Dinkel, 100 g Dinkelvollkorn)
Vorteig
1 1/2 TL Salz
so viel lauwarmes Wasser, dass keine Mehlnester bleiben

Alle Zutaten für den Hauptteig vermengen. Der Hauptteig sollte möglichst fest, nicht zu flüssig/weich werden. Den Hauptteig ca. 8 bis 10 Stunden (bei mir war's über Nacht) bei Zimmertemperatur reifen lassen.

Den fertigen Hauptteig mit ausreichend Mehl aufs Backbrett (die Arbeitsfläche) holen. Gründlich durchkneten und ein paar mal "falten". Wenn der Teig zu weich und klebrig ist, zusätzliches Mehl mit einkneten.

Den Laib in einen mit Dauerbackfolie ausgelegten Topf legen, Deckel drauf. Der Teig bekommt noch einmal Ruhe, bis der Ofen vorgeheizt ist.

Ofen auf 250 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen. Bei ca. 250 Grad 30 Minuten lang mit Deckel backen, dann Deckel abnehmen, Hitze auf 220 Grad reduzieren und noch einmal 20 Minuten ohne Deckel fertig backen.

Mein Brot hatte eine knusprige Kruste, die wie bei einem Bauernbrot aufgerissen ist.

Caveat pistrix – 
für das Gelingen ist jede Bäckerin selbst verantwortlich!


[1] die bei RDs im Moment gebackene Lieblingsmischung aus 2/3 Dinkelmehl und 1/3 Dinkel-Vollkorn
[2] ein großer Löffel voll von der Sauerteig-Kultur, die bei mir im Kühlschrank wohnt

Sonntag, 11. März 2012

Selbstbestechung

Hin und wieder kommt es vor, dass althergebrachte Formen der Mitarbeiterführung nicht mehr greifen. So geschah es, dass Nel-Chef (also ich) mit Entsetzen feststellen musste, dass Nel-Schreibkraft (ebenfalls ich) die Arbeit an Kapitel 15 beinahe verweigerte. Schlimmer noch: Auf die übliche Motivation per Tritt in den Hintern reagierte Nel-Schreibkraft mit einer Bemerkung, die hier entschärft wiedergegeben werden soll mit: "Du kannst mich mal." Und ich kann in dieser Haltung sehr stur sein.

Esel machen ja viel mit, aber wenn sie dann genug haben, haben sie gründlich genug. Den Tritt in den Hintern nehmen sie dann noch hin, aber darauf reagieren? Im Leben nicht. Nel-Chef griff also in die pädagogische Trickkiste und suchte nach Mitteln der positiven Verstärkung. Nur was verstärken? Die Mitarbeiterin für ihre Sturheit im Amt auch noch zu loben, das könnte nach hinten losgehen. Und auf ein "Tschakka-du-schaffst-es" war aus Mitarbeiter-Sicht ein Stinkefinger die einzig logische Antwort.

Aber es gibt da dieses berühmte Bild von der Karotte, die man an einer Schnur dem Esel vor die Nase hält. Es schien mir eine brauchbare Strategie zu sein, wieder in die Hufe zu kommen. Nur dass in meinem Fall die Schnur die Karotte ist. Sozusagen. Ganz präzise ist die Schnur-Karotte nämlich ein Garn.


Manche werden sich daran erinnern, dass ich in letzter Zeit das Stricken wiederentdeckt habe. Dem Kissenbezug habe ich noch zwei Paar Socken nachgelegt, und ich genieße es sehr, abends ein wenig über den klappernden Nadeln zu meditieren. Nachdem ich ja immer noch von meinem irischen Seemannspullover träume, bin ich schon seit Monaten virtuell um "meinen" echten Aran-Tweed herumgeschlichen. Direkt aus Irland, 100 Prozent von irischen Schafen. Aber solch eine Extravaganz wollte ich mir nicht leisten, mal nicht ohne Anlass.

Der Anlass kam. "Sonderangebot, nur im Februar." Und in meiner favorisierten Farbe, "Hafer" – dunkelbeigegrau mit dunklen und blauen Sprenkeln, waren sogar noch genügend Stränge für einen Pullover in meiner Größe verfügbar. 

Aber da war ja noch das Ding mit der Karotte und dem Esel. "Erst Kapitel 15, dann darfst du anfangen zu stricken."

Man glaubt gar nicht, was so ein bisschen Selbstbestechung alles ausrichten kann und wie schnell sich Kapitel 15 wie von selbst erledigte.