Samstag, 26. November 2011

Mein Element

Wir stehn aufrecht und in der Erde verwurzelt
Ströme bewegen leicht uns hin und her
frei ist nur die Sehnsucht dahin
zu den Monden und Sonnen.
(Paul Klee)
Ja, ich bin ein erdiger Typ. Inzwischen gebe ich es sogar zu: Die Erde, das ist mein Ding, wenn dann noch ein bisschen Wald darauf steht, bin ich glücklich. Insofern kann man sich vorstellen, dass ich mich letztens beim Spazierengehen an Landschaft und Licht geradezu "besoffen" habe.


Wenn man in Zeiten aufgewachsen ist, in denen man nur als erfolgreich galt, wenn man möglichst alles hinter sich ließ, um ein Kosmopolit zu sein, ist das zwar eher uncool. Doch im heutigen städtischen Berufsleben hat jeder immer zu funktionieren, egal zu welcher Tageszeit, egal an welchem Wochentag, egal ob der Körper vielleicht schon längst signalisiert, dass ein Moment der Ruhe dringend angezeigt wäre. Angesichts dessen empfinde ich es sogar als ein bisschen Extra-Freiheit, mich dem Kreislauf des Jahres, dem Ein- und Ausatmen der Zeit anpassen zu dürfen.

Nichtsdestoweniger: Die Vorbereitung auf die Winterruhe heißt nicht nur, dass etwas zu Ende geht. Man kann den neuen Anfang beinahe von hier aus sehen. Ein knapper Monat noch, und die Tage werden schon wieder länger. Aber neue Anfänge kommen nicht von allein. Neue Anfänge gründen sich immer darauf, dass man über die kommende Dunkelheit und Kälte hinauszusehen vermag.

Die Kräfte, die man zum Jahresende beinahe schon nicht mehr hat, müssen noch einmal mobilisiert werden. Die Felder müssen vorbereitet werden für den nächsten Frühling, die neue Saat muss noch hinaus. Sie braucht auch ihre Zeit, damit die Samen keimen können und sich verwurzeln.


Du liebe Güte, jetzt bin ich wieder philosophisch, wo ich eigentlich nur einen Aufhänger gesucht habe, um Urlaubsbilder zu zeigen! 

Ich sag's ja ... High geworden vom Spazierengehen über die Felder, das kann auch nur mir passieren.

Montag, 21. November 2011

November in Deutschland – November in Deutschland


Wenn man zu einer unüblichen Zeit Urlaub macht, muss man mit unüblichem Wetter rechnen. Ich wollte mich nicht darauf verlassen, dass die 25 % Preuße im Genmaterial ausreichen, um in rauem Klima und karger Landschaft im Spätherbst zu überleben, also wappnete ich mich rein vorbeugend gegen alles, was da kommen könnte. Insofern hatte ich unter anderem mehrere Regenjacken und natürlich die Matschestiefel dabei, als ich in die Eifel gefahren bin, entschlossen, dem November zu trotzen.

Um es vorweg zu schicken: Die Regenjacke und die Matschestiefel habe ich nicht gebraucht. Dafür war es gut, den dicken Wollpullover dabei zu haben und die Skiunterwäsche. Eines Morgens nämlich sah es so aus, als ich aus dem Wohnzimmerfenster schaute:


Der Raureif hatte die sonst mehr oder weniger prosaisch daherkommende Landschaft in ein Gemälde verwandelt, oder wie wir später beim Ausritt feststellten, in eine Märchenwelt, in der jederzeit ein Einhorn um die Ecke kommen konnte. 

Um so überraschter war ich, als ich nach zwei Wochen Landeanflug auf die Winterruhe nach Hause kam. Anstatt sich langsam auf kalt und dunkel vorzubereiten, treibt die Natur hier zu Hause gar seltsame Blüten: 


Hinterm Haus haben die gelben Rosen angefangen zu knospen. Das Bild ist tatsächlich von heute, im Hintergrund kann man noch den herbstlichen Baum zwischen braungeblättert und kahl erahnen.

Verrückt!

Mittwoch, 2. November 2011

Nachlese


Ich trinke nicht Wein, um zu trinken bloß,
Nicht zu schwelgen sitten- und glaubenslos;
Ich trinke, um höher mich zu beleben,
Mich aus mir und über mich zu erheben.
(Omar Chajjâm, 1048-1131)
Es ist ja nun schon etliche Wochen her, dass wir unseren pinken Muskagunder ins Fass gebracht haben. Die Ausbeute war wirklich so reichlich, dass es uns dieses Jahr gelungen ist, davon einen eigenen Wein auszubauen. 


Bei der letzten Kontrolle war das Produkt noch sehr "hefig" und naturtrüb, aber heute ist zu sehen, dass es ein netter kleiner Hauswein wird, wenn er denn mal ausgewachsen ist. Wenn an einen Schluck davon nimmt, kommt einem schon der Duft von Muscat entgegen. Ein paar Schwebeteilchen sind noch drin, und vom Anteil der blauen Trauben kann man allenfalls etwas ahnen, es wird wahrscheinlich auf ein elegantes helles Gold herauslaufen. Gefiltert und ins richtige Licht gesetzt kommt er fast daher wie ein Großer.

Bei der Fotosession hatten wir jedenfalls richtig Freude. Der Rest wird auch noch, Kleiner - demnächst schauen wir wieder nach dir.

Ein herzliches Santé in den Keller und bis bald!