Donnerstag, 25. September 2014

Zwergenaufstand

In den Morgenstunden baten zwei Polizeibeamten um Unterstützung. Falls man zuständig sei: Ein „ziemlich dickes schwarzes Pony“ sollte bitte am Parkplatz des nahegelegenen Discounters abgeholt werden. Die Beamten vor Ort seien der Situation nicht mehr gewachsen. Versuche, den Mini-Marodeur in einem Häuschen für Einkaufswagen festzusetzen, schlugen immer wieder fehl. Schlussendlich konnte der Übeltäter dingfest gemacht werden, da er sich im Schaufenster des benachbarten Möbelhauses spiegelte, sich spontan in sein Spiegelbild verliebte und wie angewurzelt davor stehen blieb.

Jetzt auch mit Polizeiakte.
Man hörte ja nun einiges von Autonomiebestrebungen jenseits des Hadrianswalls. Vermutlich war damit nicht gemeint, dass hierzulande Shetties frei herumlaufen und den Stadtteil in Angst und Schrecken versetzen dürften. Vielleicht suchte er auch nur – etwas verspätet – das Wahllokal?

Der Kollege Fuchs aus Wales indessen vertrieb sich die Zeit, die er alleine verbrachte, mit dem Design keltischer Knotenkunst für seine Mähne.

Nicht immer will man wirklich wissen, was in Ponyköpfen so vor sich geht. Dieses Mal jedoch wäre ich wirklich neugierig, was er sich dabei wohl gedacht hat.

Samstag, 20. September 2014

Kann ich es essen?

Die erste Frage lautet immer: Kann ich es essen? Die zweite: Frisst es vielleicht mich? Die dritte Frage ist: Kann ich es nicht doch vielleicht essen? 

Liebe geht, auch beim Equiden, gerne mal durch den Magen. Bald hat das Pferd raus, welche Knöpfe man beim Zweibeiner drücken muss, damit der sich in einen Keksautomaten verwandelt.

Bitte beim Essen nicht stören ...
Die Rascheltüte

Dadrin ist immer was fürs Pferd. Immer! Nicht rascheln, wenn du es nicht ernst meinst. Denn Pferde zerlegen auch gern mal eine Tüte, um zu beweisen, dass doch was für sie drin ist, auch wenn ihr Zweibeiner das Gegenteil behauptet. Zur Not frisst Pferd eben die leere Tüte, nur um recht zu behalten.

Es soll auch Leute geben, die darauf ausweichen, ihre Leckerlis in der Jackentasche mitzuführen. Diese Leute erkennt man am ausgefransten Taschensaum, „destroyed look“ durch forsche, forschende Pferdenasen.

Die Futterschüssel

Die Kontrolle übers Futter hat stets der Herdenchef. Dies kann sich der Equidenbesitzer (oder auch die Rossmagd zweier Mini-Macker) in Macchiavelli-Manier auch zunutze machen. Der Anspruch des Shettys war nämlich: „Ich bin ein Pony, ich bin süß, und deswegen kriege ich jetzt sofort von dir was zu essen.“ Untermauert natürlich von einem selbstbewussten „Happs“ in Richtung der Menschenhand, egal, ob diese gerade tatsächlich fütterte oder nicht. Das Waliser Füchsle hingegen sprang bei der Zuteilung des Müslis mit einer Attitüde von augenrollendem Ungetüm dem Fütternden geradezu auf den Arm.

Beides fand die Rossmagd wenig prickelnd. Zunächst einmal wurde sehr zum Betrübnis der beiden Ponys das Füttern aus der Hand gestrichen. Außerdem wurden Tischsitten eingeführt bei Heu- und Müslifütterung. Jaha! Das Pony hat zu warten, bis der Herdenchef das Futter auch zum Essen freigibt. Da steht man dann so als Mensch vor dem Heuhaufen und versucht, sich nicht selbst auszulachen, wenn man dem Pony weiszumachen versucht: „Du musst warten, weil das ist meins.“

Der Bastelkeks (auch Arbeitskeks)

Dieses Leckerli gibt es nicht umsonst. Es ist ein sogenanntes Futterlob, also ein Motivationskeks. Dafür muss das Pferd sich schon anstrengen. Sei es füßisch oder auch mit dem Kopfe. Denken wird – im Gegensatz zur wirklichen Welt – nämlich von mir auch mit einem Keks belohnt. Beim Futterlob ist das Timing wichtig, um Lob mit der Handlung zu verknüpfen. Sonst begreift das Pferd den Zusammenhang nicht, wird zum Bettler, und man beginnt von neuem, Heuhaufen zu besetzen – siehe voriger Abschnitt.

Die Suchbirne

Als jemand, der seinem Vierbeiner ein verlässlicher Zweibeiner sein will, erfindet man auch gerne Rituale. Um das letzte Leckerli, welches das Pferd am Ende auf die Weide in seine Freiheit entlässt, von den Arbeitskeksen zu unterscheiden, reiche ich es in Bodennähe. Jetzt in der Obstsaison auch gerne mal in Form von Äpfelchen oder Birne, die ins Gras kullert. Während die Schnobernase durchs Gras stöbert, kann sich der Keksautomat von dannen schleichen.

Immer die Frage im Hinterkopf: Wurde das arme, verhungernde Tier auch wirklich genug gefüttert?