Samstag, 20. September 2014

Kann ich es essen?

Die erste Frage lautet immer: Kann ich es essen? Die zweite: Frisst es vielleicht mich? Die dritte Frage ist: Kann ich es nicht doch vielleicht essen? 

Liebe geht, auch beim Equiden, gerne mal durch den Magen. Bald hat das Pferd raus, welche Knöpfe man beim Zweibeiner drücken muss, damit der sich in einen Keksautomaten verwandelt.

Bitte beim Essen nicht stören ...
Die Rascheltüte

Dadrin ist immer was fürs Pferd. Immer! Nicht rascheln, wenn du es nicht ernst meinst. Denn Pferde zerlegen auch gern mal eine Tüte, um zu beweisen, dass doch was für sie drin ist, auch wenn ihr Zweibeiner das Gegenteil behauptet. Zur Not frisst Pferd eben die leere Tüte, nur um recht zu behalten.

Es soll auch Leute geben, die darauf ausweichen, ihre Leckerlis in der Jackentasche mitzuführen. Diese Leute erkennt man am ausgefransten Taschensaum, „destroyed look“ durch forsche, forschende Pferdenasen.

Die Futterschüssel

Die Kontrolle übers Futter hat stets der Herdenchef. Dies kann sich der Equidenbesitzer (oder auch die Rossmagd zweier Mini-Macker) in Macchiavelli-Manier auch zunutze machen. Der Anspruch des Shettys war nämlich: „Ich bin ein Pony, ich bin süß, und deswegen kriege ich jetzt sofort von dir was zu essen.“ Untermauert natürlich von einem selbstbewussten „Happs“ in Richtung der Menschenhand, egal, ob diese gerade tatsächlich fütterte oder nicht. Das Waliser Füchsle hingegen sprang bei der Zuteilung des Müslis mit einer Attitüde von augenrollendem Ungetüm dem Fütternden geradezu auf den Arm.

Beides fand die Rossmagd wenig prickelnd. Zunächst einmal wurde sehr zum Betrübnis der beiden Ponys das Füttern aus der Hand gestrichen. Außerdem wurden Tischsitten eingeführt bei Heu- und Müslifütterung. Jaha! Das Pony hat zu warten, bis der Herdenchef das Futter auch zum Essen freigibt. Da steht man dann so als Mensch vor dem Heuhaufen und versucht, sich nicht selbst auszulachen, wenn man dem Pony weiszumachen versucht: „Du musst warten, weil das ist meins.“

Der Bastelkeks (auch Arbeitskeks)

Dieses Leckerli gibt es nicht umsonst. Es ist ein sogenanntes Futterlob, also ein Motivationskeks. Dafür muss das Pferd sich schon anstrengen. Sei es füßisch oder auch mit dem Kopfe. Denken wird – im Gegensatz zur wirklichen Welt – nämlich von mir auch mit einem Keks belohnt. Beim Futterlob ist das Timing wichtig, um Lob mit der Handlung zu verknüpfen. Sonst begreift das Pferd den Zusammenhang nicht, wird zum Bettler, und man beginnt von neuem, Heuhaufen zu besetzen – siehe voriger Abschnitt.

Die Suchbirne

Als jemand, der seinem Vierbeiner ein verlässlicher Zweibeiner sein will, erfindet man auch gerne Rituale. Um das letzte Leckerli, welches das Pferd am Ende auf die Weide in seine Freiheit entlässt, von den Arbeitskeksen zu unterscheiden, reiche ich es in Bodennähe. Jetzt in der Obstsaison auch gerne mal in Form von Äpfelchen oder Birne, die ins Gras kullert. Während die Schnobernase durchs Gras stöbert, kann sich der Keksautomat von dannen schleichen.

Immer die Frage im Hinterkopf: Wurde das arme, verhungernde Tier auch wirklich genug gefüttert?

12 Kommentare:

  1. Ach, so ist das bei den Pferden. Erschütternd! Ich war bisher nur über die Unterversorgung von Vögeln, Katzen und Hunden informiert und dachte, dass wenigstens die elementarsten Bedürfnisse der Pferde Einzug ins Bewusstsein der Menschen gefunden hätten.

    Wie kann man sich nur bei der Vergabe von Heu so piefig anstellen, wo das doch überall in der Landschaft kostenlos und stilistisch zweifelhaft im Weg herumsteht? Und Müsli ist gesund! Ihr knauserigen Menschen solltest froh sein, dass wir nicht nach Spanferkel und Schwarzwälder Kirschtorte verlangen - was das für eine Arbeit wäre.

    Ich schick gleich mal ein Formular rüber. Bitte unter "Pferd", Unterkategorie "Unterernährung" ausfüllen und die Beschwerde an die WHO senden.

    Unglaublich!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Je, nu, Max, du kannst einfach davonflattern, wenn ein Huftier in Bulldozer-Manier an sein Essen will. Da sieht das anders aus als bei uns Erdgebundenen.

      Aber ich werd mich doch mal in einer stillen Stunde bei deiner Putze erkundigen, wie das bei euch so abläuft. Vielleicht kann ich fütterungstechnisch noch was lernen. ;)

      Löschen
  2. Die Putze ist nicht da! Die Putze hat kein Internet! Die Putze ist taub und blind! Wir sind nicht zu Hause! Tschüss!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Soll ich ein Formular "Papagei" - "unterernährt" vorbereiten?

      Löschen
    2. Das wäre nett. *schluchz* Ich glaub, mir fehlt die Kraft. Ich bin so zittrig ...

      Löschen
  3. Guter Artikel, Nel. Dafür bekommst du einen Motivationskeks und bitte mehr davon. :clap:

    Liebe Grüße vom Copinchen!

    AntwortenLöschen
  4. Vielen Dank. Aber ich schätze, das unterernährte Mäxchen plädiert auf Löschung sämtlicher Artikel zur Futterkontrolle aus dem Internet. ;)

    Ich hätte da noch so Formulare ...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nein, tu ich nicht. Ich finde die Vergabe rationierter Motivationskekse an die Autoren dieser Artikel sehr spannend. Ich wär für ungesalzene und ungezuckerte Haftertaler im Heubett.

      Löschen
    2. Nö. Das krümelt und piekst, was soll denn dadran motivieren?

      Löschen
    3. Eeeebent. Je beifallwürdiger der Artikel, desto weniger Keks. Das ist doch Motivation genug, oder? ;-)

      Löschen
    4. Werde ich hier ernsthaft von einem Gelbnackenamazonerich mit Keksen bedroht? :D

      Löschen
    5. Ich mach nur Politik. Ich will mich in den Vorstand von Animal Farm wählen lassen. Ich guck nur, wie ich beim Gegner ankomme und wo ich eventuell nachbessern muss.

      Löschen

Nachricht für Nel? Ich würd' mich freuen ...