Die erste Frage lautet immer: Kann ich
es essen? Die zweite: Frisst es vielleicht mich? Die dritte Frage
ist: Kann ich es nicht doch vielleicht essen?
Liebe geht, auch beim Equiden, gerne
mal durch den Magen. Bald hat das Pferd raus, welche Knöpfe man beim
Zweibeiner drücken muss, damit der sich in einen Keksautomaten
verwandelt.
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Bitte beim Essen nicht stören ... |
Die Rascheltüte
Dadrin ist immer was fürs Pferd.
Immer! Nicht rascheln, wenn du es nicht ernst meinst. Denn Pferde
zerlegen auch gern mal eine Tüte, um zu beweisen, dass doch was für
sie drin ist, auch wenn ihr Zweibeiner das Gegenteil behauptet. Zur
Not frisst Pferd eben die leere Tüte, nur um recht zu behalten.
Es soll auch Leute geben, die darauf
ausweichen, ihre Leckerlis in der Jackentasche mitzuführen. Diese
Leute erkennt man am ausgefransten Taschensaum, „destroyed look“
durch forsche, forschende Pferdenasen.
Die Futterschüssel
Die Kontrolle übers Futter hat stets
der Herdenchef. Dies kann sich der Equidenbesitzer (oder auch die Rossmagd zweier Mini-Macker)
in Macchiavelli-Manier auch zunutze machen. Der Anspruch des Shettys
war nämlich: „Ich bin ein Pony, ich bin süß, und deswegen kriege
ich jetzt sofort von dir was zu essen.“ Untermauert natürlich von
einem selbstbewussten „Happs“ in Richtung der Menschenhand, egal,
ob diese gerade tatsächlich fütterte oder nicht. Das Waliser
Füchsle hingegen sprang bei der Zuteilung des Müslis mit einer
Attitüde von augenrollendem Ungetüm dem Fütternden geradezu auf
den Arm.
Beides fand die Rossmagd wenig
prickelnd. Zunächst einmal wurde sehr zum Betrübnis der beiden
Ponys das Füttern aus der Hand gestrichen. Außerdem wurden
Tischsitten eingeführt bei Heu- und Müslifütterung. Jaha! Das Pony
hat zu warten, bis der Herdenchef das Futter auch zum Essen freigibt.
Da steht man dann so als Mensch vor dem Heuhaufen und versucht, sich
nicht selbst auszulachen, wenn man dem Pony weiszumachen versucht:
„Du musst warten, weil das ist meins.“
Der Bastelkeks (auch Arbeitskeks)
Dieses Leckerli gibt es nicht umsonst.
Es ist ein sogenanntes Futterlob, also ein Motivationskeks. Dafür
muss das Pferd sich schon anstrengen. Sei es füßisch oder auch mit
dem Kopfe. Denken wird – im Gegensatz zur wirklichen Welt –
nämlich von mir auch mit einem Keks belohnt. Beim Futterlob ist das
Timing wichtig, um Lob mit der Handlung zu verknüpfen. Sonst
begreift das Pferd den Zusammenhang nicht, wird zum Bettler, und man
beginnt von neuem, Heuhaufen zu besetzen – siehe voriger Abschnitt.
Die Suchbirne
Als jemand, der seinem Vierbeiner ein
verlässlicher Zweibeiner sein will, erfindet man auch gerne Rituale.
Um das letzte Leckerli, welches das Pferd am Ende auf die Weide in
seine Freiheit entlässt, von den Arbeitskeksen zu unterscheiden,
reiche ich es in Bodennähe. Jetzt in der Obstsaison auch gerne mal
in Form von Äpfelchen oder Birne, die ins Gras kullert. Während die
Schnobernase durchs Gras stöbert, kann sich der Keksautomat von
dannen schleichen.
Immer die Frage im Hinterkopf: Wurde
das arme, verhungernde Tier auch wirklich genug gefüttert?