Mittwoch, 13. August 2014

Statusänderung

Als ich im Frühjahr aus dem Winterschlaf auftauchte und mich wieder ins Leben und den Alltag begab, erwachte auch wieder der Wunsch zu reiten. Mein Optimismus, wieder eine Möglichkeit zu finden, mich in den Sattel zu schwingen, hielt nicht lange vor. Der Markt der Reitbeteiligungen ist hart umkämpft, die hiesige Szene – hmja – überschaubar.

Da kam eine Eingebung des Wegs, ein Zufall hinterher, eine geöffnete Tür hier, eine kleine Fügung dort. Vielleicht auch eine günstige Sternenkonstellation, wer weiß das schon. Ich verbrachte viel Zeit damit, nachzudenken, zu rechnen, Bestand aufzunehmen – manch einer in meinem Umfeld fürchtete schon, die neuen Medikamente hätten mich abermals betäubt. Doch es war nur eine größere Machbarkeitsstudie.

Die Studie brachte mich zu dem Fazit: Allem zum Trotz (Grüße von hier aus an Copine) würde ich es wagen, ein eigenes Pferd zu kaufen. Der Wunsch war ja auch erst vierzig Jahre alt. ;-) Das war Schritt Nummer eins.

Der zweite Schritt, das „Outing“, war beinahe noch schwieriger als der Entschluss an sich. Denn das Herz über die Entscheidungshürde zu werfen – und das laut zu sagen – bedeutete ja, dass ich nunmehr konkret hinterherspringen musste. Vor allem, da mir auch noch ein Platz in einer Offenstall-Gruppe zulief.

Ganz im Gegensatz zu meinen Befürchtungen sahen die meisten, denen ich meinen Plan gestand, den Pferdekauf nicht als hirnloses Abenteuer. Viele dieser ausgesprochen erfahrenen Pferdemenschen (die Familie, mein ehemaliges Mit-Ponymädel von vor vielen hundert Jahren, meine Ponybesitzerin und nicht zuletzt die kampferprobten Zossengörls) waren bereit, auch noch die hundertste Frage zu beantworten, den hundertundersten Zweifel zu diskutieren, und keiner geizte mit gutem Rat. Hatte ich doch nur Vorstellungen von Alter, Größe und Eignung und brachte alle zur Verzweiflung mit „Farbe egal“, „Rasse leg ich mich erst gar nicht fest“, „ich hab ein ungefähres Budget“.

Einen der Tipps hörte ich öfter: „Lass das Herz sprechen.“ Beziehungsweise: Achte auch darauf, wie ein Pferd dir begegnet. Gibt es eine spontane Sympathie? Die kann am Ende nämlich wichtiger sein als perfekte Papiere oder die festgelegte Stockmaß-Grenze.

Derart gut betreut und gut begleitet – und zu diesem und jenem auch dezent hingeschubst, landete ich auf der Ferme Rando bei Tanja und Stefan. Dort begegnete mein Herz einem jungen Lusitano-Wallach. Als ich vor ihm stand, ahnte ich, als ich aufgesessen war, hoffte ich, nach dem Proberitt war das Gefühl da: Ja! Und dieses Mal durfte ich das Pferd auch tatsächlich haben, das im Herzen meines war. 

Alle Hungerburger Pferdefreunde werden jetzt wahrscheinlich über meine Wahl grinsen: Ein Schimmel, nicht zu groß, Sommersprossen, lange Ohren, und der Name fängt mit B an.
Herzlich willkommen in meinem Leben, Bonito!

3 Kommentare:

  1. Danke für den lieben Gruss! :-) Gib zu, du warst es nur leid, dir noch mehr Reitbeteiligungs-Annoncen anzuschauen. *g*
    Schöner Blogeintrag, habe ich gerne gelesen.
    Viel Spaß mit dem schönen Bonito und auf dass noch weitere Geschichten mit ihm folgen!
    LG Copine

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  2. Bitte gern geschehen - ja, Reitbeteiligungs-Annoncen haben ihren ganz eigenen Reiz.
    Die Geschichte hinter diesem Eintrag kennst du ja im Detail. ;-)

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  3. Also, wenn deine Leute um dich herum nicht sonderlich überrascht waren, als sie von deinem Plan hörten, dann ist das ein Zeichen, dass das eigene Pferd längst zu dir gehörte - nur du wusstest es wahrscheinlich noch nicht. ;-)

    Jetzt seid ihr zusammen. Viel Glück und Freude euch beiden. Auf dick und dünn. Alemannin und Lusitaner. Hochkant und längskant. Weiblich und männlich. Chefin und ... Boss. Na, das KANN doch nur gutgehen.

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