Donnerstag, 6. Oktober 2011

Hoch hinaus


Ein beliebter Witz im alemannischen Sprachraum dreht sich darum, dass jemand sich lauthals darüber beschwert, von einer Schnecke umgerannt worden zu sein. Auf die Frage, wie das denn passieren konnte, die anklagende Antwort: "Der Schneck isch vu hinte cho."

So eine Begegnung war es nicht.

Als ich vom Spaziergang zurück kam, saß mitten an der Hauswand, in etwa fünf Meter Höhe, eine Schnecke. Sie muss schon an der Wand gesessen haben, als ich losgegangen bin, denn ein Schneckentempo ist etwa drei Meter pro Stunde schnell. Was bewundernswert ist. Ein wahres Höllentempo, wenn man bedenkt, dass das arme Vieh ein ganzes Haus im Gepäck hat. Ich zumindest wäre mit einem Haus auf dem Buckel nicht so schnell. Vor allem nicht eine Steilwand hinauf.


Was sie da will, hat sie mir nicht verraten. Vielleicht weiß sie es auch nicht genau, was sie da will. Vielleicht dachte sie einfach: "Ich geh dann mal los, mal sehen, wie weit ich komme." Vielleicht hat sie auch gar nichts gedacht, und vielleicht sollte ich mir auch nicht so viele Gedanken um einen Schneck machen.

Schnecken sind nun nicht gerade als Sinnbild für Ambition und Zielstrebigkeit bekannt. Aber ich bin sicher, die Schnecke wird eines Tages ankommen.

Sie hat Zeit.  

7 Kommentare:

  1. Ich habe immer Mitleid mit solch scheinbar sinnlos agierenden Tieren. Ich würde die Schnecke abpulen und ins Gras setzen. Ich habe auch schon Igel über die Straße getragen in der Annahme, ich täte ein gutes Werk. Vielleicht waren sie aber nur heilfroh, dass sie es geschafft hatten, soeben von der andern Seite hierher zu kommen.

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  2. "Gemach, gemach", sagte die Schnecke. "Mach dir keine Sorgen, denn wo immer ich bin, da habe ich ein Zuhause." ;)

    Igel von der Straße zu tragen halte ich für sinnvoll. Und die von der Katze importierten Nagetiere sowie eingeflogene Wespen und Bienen bekommen freundlich den Weg nach draußen gezeigt.

    Aber sonst überlasse ich das Biotop gerne sich selbst, sonst artet das hier zum Fulltime-Job aus. ;)

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  3. Das ist wohl wahr, ich könnte die halbe Schöpfung therapieren, merke aber, dass man erstens damit überfordert ist und zweitens Maßstäbe ansetzt, die unter Selbstherrlichkeit rangieren.

    Bei der armen Schnecke dachte ich weniger an das Schicksal eines nassen Hauptes, sondern daran, dass an einer Hauswand das Büfett vielleicht etwas kärglich gedeckt ist.

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  4. Wenn sie Hunger hat, fällt ihr bestimmt ein, dass sie umkehren kann. Oder sie biegt nach links ab und nimmt Kurs auf das Unkraut im Balkonkasten. Oder sie lässt sich spontan rücklings ins Blumenbeet fallen.

    Deiner Therapie würde ich aber gern den hiesigen Fuchs empfehlen. Der klaut Schuhe. :D

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  5. Fuchs? Hast du deine Schuhe im Garten? Oder lässt du nachts die Tür offen?

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  6. Die Gartenschuhe standen vor der Haustür draußen. ;)

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  7. Hui, man kann heutzutage niemandem mehr trauen. ;-)

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